Covid-19 trifft Ghana

Seit mehr als drei Wochen bleiben die Klassenräume auch in Kasoa leer. Das Corona-Virus hat Ghana erreicht. Am 12. März gab es den ersten offiziellen Infektionsfall und schon am 30. März, am gleichen Tag wie Deutschland, verhängt die Regierung in Ghana für Teile des Landes eine Ausgangssperre. Zu diesem Zeitpunkt gab es 152 bestätigte Infektionen. Vom Lockdown betroffen waren die Ballungsräume rund um Accra, Tema, Kasoa und Kumasi. Sie waren laut Gesundheitsministerium die „Hotspots“ der Infektionen. Die meisten Menschen durften nur aus zwingenden Gründen ihr Zuhause verlassen, z.B. um Lebensmittel zu kaufen oder eine öffentliche Toilette aufzusuchen. Die Ankündigung des Lockdowns wenige Tage zuvor hat dazu geführt, dass die Märkte gestürmt wurden und die Lebensmittelpreise in die Höhe schnellten.

Drei Wochen später hat Ghana als erstes westafrikanisches Land die Marke von 1.000 bestätigten Infektionen überschritten. Die Dunkelziffer liegt deutlich höher, da die Testmöglichkeiten noch nicht ausreichen und Infektionsketten häufig nicht vollständig nachvollzogen werden können. Dennoch entscheidet die Regierung am 20. April, den Lockdown partiell aufzuheben. Zum einen werden die medizinischen Kapazitäten mit Hochdruck erweitert, zum anderen darf die Not der ärmeren Bevölkerungsschichten nicht noch größer werden. Viele Familien, auch im Umfeld unserer Partnerschulen, leben zum Beispiel von kleinen Marktständen. Das hier verdiente Geld wird noch am gleichen Tag für Lebensnotwendiges ausgegeben. Wenn solche Aktivitäten wegfallen müssen, kann das bedeuten, dass kein Essen auf den Tisch kommt. Von vergleichbaren Erfahrungen berichten auch die Leiter unserer Partnerschulen.

Zusammenkünfte aller Art sind in den betroffenen Regionen nach wie vor nur eingeschränkt möglich, Eltern sind aufgefordert, ihre Kinder zuhause zu lassen, das Tragen von Masken ist verpflichtend, und im öffentlichen Leben sollen Abstands- und Hygienevorschriften eingehalten werden. Eine große Herausforderung, wenn man an die oft sehr bedrängte Wohnsituation denkt, an fehlendes Trinkwasser, mangelhafte medizinische Versorgung und Hygiene, an überfüllte Märkte und Kleinbusse.

Die Schulen bleiben voraussichtlich bis zum 10. September geschlossen. Das heißt für die privaten Schulen in ärmeren Regionen, dass es über Monate kaum noch Einnahmen in Form von Schulgebühren gibt und die Lehrerinnen und Lehrer ohne Gehalt bleiben. Auch wenn wir nach wie vor die Patenschaftsbeiträge an die Schulen überweisen, reichen diese bei weitem nicht aus, um die laufenden Kosten zu decken.

Wenn die Schulen dann im September wieder ihren Betrieb aufnehmen, wird es noch lange dauern, bis die Einnahmen wieder das ursprüngliche Niveau erreichen, da sich viele Familien in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden werden. Wir haben daher entschieden, unseren drei Partnerschulen zusätzlich zu helfen, damit alle Lehrerinnen und Lehrer einen Teil ihres ohnehin kleinen Gehalts bekommen. Die Lehrkräfte an der Royal Beam Preparatory School zum Beispiel verdienen im Schnitt 55 EUR im Monat.

Darüber hinaus versuchen wir, die Schulleiter darin zu unterstützen, einigen Kindern Schulmaterialien für die Zeit bis September zukommen zu lassen. Das ist besonders wichtig für diejenigen, die ganz selbstständig lernen müssen, weil ihre Eltern weder lesen noch schreiben können.

Mit unseren Rücklagen für geplante Projekte, die wir vorerst zurückstellen mussten, können wir in den kommenden Wochen etwas Unterstützung leisten. Um diese finanziellen Zuschüsse möglichst lange aufrechtzuerhalten und auch nach der Wiederaufnahme des Schulbetriebs vereinzelt Projekte realisieren zu können, würden wir uns über zusätzliche Unterstützung sehr freuen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten: Mitglied werden, eine Einzelspende leisten, über Charity-Shopping-Portale einkaufen oder anderen von unserer Arbeit erzählen. Wir freuen uns über jede Form der Mitwirkung.

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